Der Wein des Einsamen

Charles Baudelaires „Die Blumen des Bösen“ in einer szenischen Collage von und mit Uwe Schütz

Charles Baudelaire ging 1857 mit diesem Meisterwerk der französischen Lyrik „Les fleurs du mal“ (frz. Originaltitel) in die Literaturgeschichte ein. Die Sammlung von 100 Gedichten ist, als zum Grotesken übersteigerte Gedankenlyrik, thematisch durchtränkt von der zersetzenden Kraft der Desillusion, des Pessimismus, der Melancholie. Das Böse, Dämonische, Dunkle erscheinen hier nicht als reiner Gegenspieler des Guten, Hellen, sondern werden zum gleichberechtigten, wenn nicht gar präferierten Lebensinhalt.

Voller Verachtung für das Bürgertum, für die öffentliche Moral mit all ihrer Scheinheiligkeit und Ignoranz besingt Baudelaire mit Inbrunst gerade die Schattenseiten des Lebens: den Alltag, den Dreck, das Kranke, die Unterwelt, den Abschaum und die Ausgestoßenen. Baudelaire ist bei den Sündern zu Hause, wo das Morbide einen fahlen Glanz erhält und die Wollust ihre Reize aus einer vergifteten Erotik bezieht.

In einer siebzig-minütigen Ein-Mann-Darbietung, die durch atmosphärisch verdichtende Klänge begleitet wird, verkörpert Uwe Schütz Baudelaire in all seiner explosiven, wortgewaltigen Dramatik. Die Verse leben auf in einem sinnenhaften Rausch, der die gesamte Bandbreite von den leisen Töne der Melancholie bis hin zu den Ausbrüchen von rasender Wut und den ekstatischen Zuckungen ungestillter Sehnsüchte abzudecken vermag.