KFK-Konzert: A Tale Of Golden Keys

Popmusik ganz ohne Pathos

Am 23. Februar 2018 erschien das zweite Album der Nürnberger Band A Tale of Golden Keys bei Listenrecords. Shrimp ist ein Pop-Album mit genau den richtigen Ecken und Kanten, das klar die Linie des Debüts der Band fortführt: Der vorherrschenden Melancholie und dem komplexen Songwriting setzen A Tale of Golden Keys erneut eine bewusst zurückgenommene Produktion entgegen, entscheiden sich gegen den in der zeitgenössischen Pop-Musik so oft vorherrschenden Bombast. Die so entstehende Leichtigkeit spiegelt die Liebe der Band zum Konzertspielen wider, an der sich nichts geändert hat: Zuletzt fanden Hannes Neunhoeffer (Gesang, Gitarre, Klavier), Florian Dziajlo (Bass) und Jonas Hauselt (Drums) Inspiration auf verschiedenen Tourneen unterschiedlichster Prägung. Von großen Festival-Bühnen bis zu intimen Wohnzimmer-Momenten war in den letzten Jahren alles dabei. Den Blick für das Wesentliche hat das Trio trotz einiger Millionen Streams ihres ersten Albums Everything Went Down as Planned (2015) bei Spotify nicht verloren.

Es ist demnach nur konsequent, dass Shrimp in denkbar kurzer Zeit entstand: In nur zehn Tagen wurden alle Songs geschrieben und aufgenommen. A Tale of Golden Keys gelingt es so, den Flow der vielen Konzerte der letzten Monate ins Studio zu transportieren und auf Platte zu bannen. Als eine befreiende Erfahrung beschreibt es das Trio, kurzfristig und intuitiv Ideen spinnen zu können, einfach loszulegen und die Lieder entstehen zu lassen. Den roten Faden bildet konzeptuell und musikalisch die Hingabe an den Moment. Grübeleien und weitreichende Diskussionen, die der Unmittelbarkeit der Songs im Wege stehen könnten, wurden so ausgeschlossen. Für dieses Album stimmt also das oft bemühte Sprichwort voll und ganz: Eine Platte wie aus einem Guss.

Erneut trägt Neunhoeffers Stimme ganz nah durch die 10 Songs, sucht sanfte Konfrontation mit der Traurigkeit, überlässt den Hörer jedoch nie der Hoffnungslosigkeit – zu diesem Eindruck trägt in vielen Momente auch der klare, mehrstimmige Gesang des Trios bei.
In the Far Distance gruppiert sich um eine zentrale Bass-Melodie und lässt so die besungene Orientierungs- und Bodenlosigkeit nicht die Kontrolle übernehmen. Das treibende Open the Door spricht düster-bedrohlich von unumgänglichen verpassten Chancen, auch Will I Be the Last besticht durch bewusst roh gehaltene Instrumentierung, die sich durch die immer wieder ausbrechende Gitarre auszeichnet. A Tale of Golden Keys sehen die dunklen Abgründe links und rechts des Weges, preschen aber umso energischer voran. Diese Art musikalischer Erlebnisbewältigung kommt mit großen melodischen Gesten daher, erliegt jedoch nicht der drohenden Kitsch-Gefahr.

Denn A Tale of Golden Keys bewahren sich ihre gewohnte Lässigkeit und bleiben Freunde des Subtilen: Sie geben ihren subjektiven Sichtweisen Raum zur Interpretation durch die Zuhörer. Shrimp bekennt sich so trotz seiner musikalischen Ernsthaftigkeit zu Brüchen und Mehrdeutigkeiten: Das vertrackte Restless groovt mit jazzigem Klavier nur auf den ersten Blick unbeschwert, White lädt zum Spiel mit der Wahrheit. Das band-typische Augenzwinkern findet sich natürlich auch namensgebend im Titel des Albums, Shrimp – die Freude an der ironischen Geste hat die Band sich erhalten.

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Einlass: 19 Uhr

Beginn: 20 Uhr