KFK-Konzert: AMANDA

Karussell - Tour 2018

Rap, Soul und Pop, Straße und Konzerthalle, Berliner Schnauze und gnadenlos emotional - Amanda ist eine Frau der
vermeintlichen Gegensätze und gerade deshalb eine einzigartige Künstlerin. Wem die Berlinerin trotzdem angenehm bekannt vorkommt: kein Wunder. Ihre Stimme begleitet die Hauptstadt seit über einem Jahrzehnt. Erst als Rapperin alias „She-Raw“, dann als Radiomoderatorin, jetzt als Musikerin, die sich mit ihrem Album „Karussell“ komplett neu erfunden hat. Amanda 2.0, quasi. Und das mit Ansage.
Rückblickend hatte Amanda Murray wahrscheinlich gar keine andere Wahl, als Musikerin zu werden. Geboren 1983 als Tochter eines Amerikaners und einer deutschen Soulsängerin im bürgerlichen Berlin-Steglitz, wächst sie damit auf, ihre Mutter regelmäßig bei Auftritten in Bars und auf der Theaterbühne zu sehen. Ihre ersten eigenen Performances gibt sie zu den Spice Girls vor dem Kinderzimmerspiegel, später spielt sie im Schulorchester und bei Musicals mit...
Mit 14 beginnt sie, sich autodidaktisch das Gitarre spielen beizubringen, doch erst als 1998 The Miseducation of Lauryn Hill erscheint, bekommt sie erstmals eine ganz konkrete Vorstellung davon, wo es für sie musikalisch mal hingehen könnte. Amanda beginnt, mit ihrer Stimme zu experimentieren und - ganz im Sinne ihres großen Vorbilds - tiefer, präsenter, „mit mehr Eiern“ zu singen. Gleichzeitig fällt sie einen Entschluss, der große Teile ihrer Karriere bestimmen wird: Sie möchte auf Englisch texten. Ihren ersten „richtigen“ Song schreibt sie mit17 für einen Freund; ein Geburtstagsgeschenk, das sie bei der Feier mit Gitarre vor den versammelten Gästen vorträgt.
Amanda hat Blut geleckt, jetzt gibt es für sie kein Zurück mehr. Als sie mit 18 ihren ersten Freund kennenlernt, macht ihre Karriere einen bedeutenden Sprung nach vorne. Er ist DJ und Produzent mit Kontakten in die zum damaligen Zeitpunkt noch primär im Untergrund stattfindende Berliner Rapszene.
Bei ihm hört sie zum ersten Mal Deutschrap und ist direkt infiziert. „Erst dann habe ich angefangen zu rappen und stand dann auch zum ersten Mal in einem richtigen Studio.“
Sie nennt sich She-Raw, in Anlehnung an die Superheldin und Schwester von He-Man. Anfang der 2000er sind Frauen in der Szene rar, die Männer im Umgang mit weiblichen MCees eher skeptisch. „Ein Bekannter meines damaligen Freundes war Produzent und der festen Überzeugung, dass Frauen nicht rappen können. Also habe ich es ihm bewiesen - danach wollte er mich unbedingt produzieren.“ Mit "The Beauty and the Beats" erscheint 2005 ihr erstes Album über das Indie-Label Maintheme Records. Ein Titel, der das weibliche Selbstverständnis der Berlinerin auf den Punkt bringt. Sie ist eine Frau, sie ist stark, sie kann rappen und singen und sie weiß all das - und lässt sich von niemandem etwas anderes erzählen. Dafür bekommt sie Respekt in der Szene und kurz darauf auch ein deutschlandweites Publikum.
Auf Drängen von Familie und Freunden entschließt sie sich irgendwann trotzdem, noch etwas „Richtiges“ zu machen und beginnt eine Ausbildung beim Radiosender Kiss FM. Musik machen, das kann ich ja auch nebenbei, denkt sie sich. Schnell wird klar:
Neben der eigenen Sendung bleibt kein Raum mehr für Texte schreiben. Der Traum von der Musikkarriere scheint ausgeträumt, statt ihre eigene Songs an die Massen zu bringen, kündigt sie die anderer an.
Der Wendepunkt kommt 2014. Über ihre alten Kollegen Serk und Bass Sultan Hengzt geht Amanda als Backgroundsängerin mit Sido und Mark Forster auf Tour. Als sie nach mehreren Wochen Tourleben zurück in den Sender kommt, hat sich etwas verändert. „Ich wollte nicht mehr zurück. Ich wollte wieder Musik machen.“
Dann kommt ein Anruf von Mark Forster, der mit ihr ein Album aufnehmen möchte. Amanda bleibt, schreibt wie besessen an neuen Songs und arbeitet dabei zum ersten Mal mit einem richtigen Team. „Ich habe mich gefühlt, als würde ich einen neuen Schritt in ein neues Leben wagen“.
Das bedeutet auch, dass ihr Alter Ego She-Raw beerdigt werden musste. „Ich will, dass die Leute endlich wissen, wer ich wirklich bin. Ich will mich nicht mehr hinter einem Künstlernamen verstecken.“
Das Ergebnis dieser Befreiung heißt Karussell und zeigt Amanda zum ersten Mal als die Künstlerin, die sie immer sein wollte. Emotional und nahbar, aber auch stark und selbstbestimmt. Ein bisschen wie eine deutsche Lauryn Hill eben. Auf Produktionen von Michael Geldreich (u.a. Felix Jaehn), Jules Kaltbacher (u.a. Xavier Naidoo, Imagine Dragons, Cro) und Shuko (u.a. Sido, Casper, Kollegah) singt und rappt sie über Verlust, Liebe, Hoffnung und diese Momente im Leben, in denen man erst einmal alles hinschmeißen muss, bevor man etwas Neues beginnen kann. Die musikalische Essenz aus den letzten zehn Jahren ihres Lebens. Ein Teil dieses Reifeprozesses war es auch, musikalisch auf die deutsche Sprache umzusteigen.
Amanda hat keine Angst mehr davor, zu sehr zu klingen wie andere. Sie weiß jetzt, wer sie ist.

Amanda hören: "Blau" 

Einlass: 20 Uhr

Beginn: 21 Uhr

Tickets: online 19,10 €