Konzert: Bobo+Herzfeld mit Zabélov- "Blick in den Strom"

Ein innovative Mischung aus Musik und Poesie!

Als Anfang der Neunziger in diesem Land die Würfel neu gemischt wurden und dabei ein unaufhaltsamer Wirbelwind gefühlter Freiheit alte Strukturen hinfort fegte, erschien voller Leichtigkeit eine glockenhelle, neue und begeisternde Stimme auf den Bühnen.
Die Independent-Band „Bobo in White Wooden Houses“ mit ihrer namengebenden Frontfrau Bobo füllte die Hallen, die Alben waren voller Hits und die Spatzen auf den dahinbröckelnden Mauern, auch in Leipzig, pfiffen diese glückselig.
Die Band erreichte internationale Aufmerksamkeit, zahlreiche Tourneen folgten, das Produzententeam Blank&Jones bat um Kollaboration, Bobo wurde zur weiblichen Stimme im Rammstein-Megaseller „Engel“, das London Session Orchestra umspielte sie und ihre Lieder zogen ein ins gesellschaftliche kulturelle Unterbewusstsein hiesiger Rock´n´Roll-Menschen.
Mittlerweile gilt Bobo als eine der wichtigsten Interpretinnen des Kunstlieds, welches sie mit ungewohnten Tönen vermischt, dabei ihre Stimme über Melodiebögen fliegen lässt und ihren Musikern Freiheit und Größe zugesteht. Sie singt in unvergleichlicher Weise düster-romantische Volkslieder und Vertonungen romantischer Poesie von den einflussreichsten Dichtern hiesiger Zunge wie Eichendorff, Rückert, Rilke und Goethe, wobei sie aber alles andere als traditionell zu Werke geht und die ihre musikalischer Weggefährte Herzfeld zum Teil extrem reduziert arrangiert.   

Der Multiinstrumentalist Herzfeld (er arbeitet auch hin & wieder für das Leipziger Theater der jungen Welt u.a.) orchestriert derweil mit ungewöhnlichen Instrumenten wie Präpariertem Klavier, Harmonium, Bassloops und diversen Schlaginstrumenten magische Soundtracks, bei denen sich psychedelisch anmutende Klangwelten und kraftvolle rhythmischen Passagen abwechseln, auf denen Bobo´s unverwechselbare Stimme mit der ihr eigenen Klarheit und Leichtfüßigkeit zu schweben scheint. In diesem unbefestigten Gelände zwischen Lied, Minimal Music und Theatermusik wird die poetische Kraft und Weisheit dieser Dichtung in neuen Dimensionen fühlbar, die zeitlose Magie zwischenmenschlicher Emotionen, die diesen Versen innewohnt. Und dabei wirkt das alles so lebendig und modern, dass man meint, man höre diese alten Lieder und Texte zum ersten Mal.

Für ihre innovative Mischung aus Musik und Poesie haben BOBO&Herzfeld 2008 den Weltmusikpreis „Ruth“ bekommen. Als dann im Jahre 2012 der Dokumentarfilm „Sound of Heimat“ ins Kino kam, in dem der Filmemacher Arne Birkenstock Musiker porträtierte, die auf neue Art und Weise altes deutsches Liedgut interpretierten, wurden BOBO&Herzfeld einem größergefassten und über den eigenen Tellerrand hinaus interessiertem Publikum bekannt.

Live spielen BOBO&Herzfeld seit drei Jahren mit dem weißrussischen Akkordeonisten Yegor Zabelov zusammen, der mit seinen virtuosen hymnischen Melodien und treibenden Rhythmen ein kongenialer Mitstreiter in diesem Klanguniversum ist.

Mit dem vor kurzem erschienen Album „Blick in den Strom" vollendet das Trio eine Romantik-Triologie, die einst mit ihren „Liedern von Liebe und Tod " begann.

(Volly Tanner - Journalist/ Autor)

Foto: Jarek Raczek

www.boboundherzfeld.com
https://www.facebook.com/boboundherzfeld/

Vorverkauf: 20,- € bei CULTON

Abendkasse: 23,-€ 

Einlass: 19 Uhr

Beginn: 20 Uhr