globaLE Kino: Tödliche Hilfe

Globalisierungskritisches Kino globaLE Leipzig; Doku: Haiti, USA, Frankreich, Belgien 2011

Beim Erdbeben vom 12. Januar 2010 in Haiti kamen über 230 000 Menschen ums Leben, 300 000 wurden verletzt und wiederum 1,5 Millionen wurden obdachlos. Scheinbar schnell und mit großem Furor reagierte die internationale Gemeinschaft und viele Staaten und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) boten ihre Hilfe an. Doch was hat es gebracht? Diese Frage stellt der Filmemacher und frühere Kulturminister Raoul Peck und rechnet schonungslos mit der bisherigen Hilfspraxis ab. In der Le Monde diplomatique wird sogar über die Situation in Haiti konstatiert, es sähe aus, „als habe der Wiederaufbau noch nicht einmal begonnen.“ Dies hat unter anderem damit zu tun, dass viele NGOs und die Staatengemeinschaft kaum mit den einheimischen Verantwortungsträgern vor Ort kooperieren. Meist geht es ihnen vor allem um imagefördernde Maßnahmen, wie etwa eine Lieferung von Trinkwasser (angeordnet durch US Präsident Obama), obwohl davon genug vorhanden ist. Bände spricht auch, dass von einer NGO ein Kanalsystem freigelegt wurde, was jedoch des Nachts wieder mit Schlamm zufloss und somit eine zweite NGO das Kanalsystem am nächsten Tag wieder freischaufeln musste. Auch die unmittelbar nach dem Beben gegründete Interimskommission für den Wiederaufbau Haitis (IHRC) steht im Querfeuer der von Peck formulierten Kritik, welche leider auch zum Teil sehr unterschiedliche NGOs über einen Kamm schert. Am Ende steht zumindest das radikale Fazit Entwicklungshilfe führe zu einer Art „humanitärer Pornografie“.

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