Wiglaf Drostes Sprachsprechstunde mit Ralph Schüller

Ein Abend für Sprachliebhaber

Wiglaf Droste und der Musiker Ralph Schüller - ein kongeniales Team

Wiglaf Droste ist ein Meister der kurzen Textform: „Ich schreibe lieber ein Konzentrat, als eine Wassersuppe aufzusetzen." Seine Auftritte zelebriert er traditionell in verdichteter Form. Mit Ralph Schüller gesellt sich zu dem Satiriker, Autor und Journalisten ein Musiker, der ebenfalls mit poetischen Texten aufwartet. Ein ausgezeichneter Abend für Sprachliebhaber.

Die beiden Künstler lernten sich bei einem Konzert von Ralph Schüllers Band in Berlin kennen. Aus der Bekanntschaft wurden Freundschaft und Zusammenarbeit. Seit einigen Jahren treten sie nun gemeinsam auf und bringen alles auf die Bühne, was ihre Fähigkeiten hergeben: Ralph Schüller spielt unter anderem Lieder von seinem aktuellen Album „Alle guten Geister". Auch Wiglaf Droste singt und liest aus seinem beeindruckenden Repertoire an Kolumnen, Gedichten und kurzen Erzählungen.


Politische Schärfe, die er als Autor von Taz, Titanic und Junge Welt jahrelang kultiviert hat, bleibt an diesem Abend aus. Stattdessen gibt es viel zum Thema Reisen: über das Bad mit einer Robbe im Meer vor Helgoland, die gescheiterten Annäherungsversuche eines Kubaners am Strand von Havanna oder den Duft gekochter Kirschen in einer heimeligen Küche. Inhaltlich ist das relativ unaufgeregt, aber sprachlich ein Genuss.
In Anlehnung an Robert Gernhardts „Bilden Sie mal einen Satz mit. . ."-Gedichte („Opa voll bis an den Rand / Lenin einfach an die Wand.") trägt Wiglaf Droste auch komische Lyrik vor, die das Publikum sehr amüsiert. So zum Beispiel das Gedicht „Meer und Rettich" mit der Frage „Doch was nimmst du ängstlich, ja panisch / so grüne Farbe jetzt an? O Gabi! Sake: Wasabi / dir denn nur getan?"
Schüllers Lieder sind nicht weniger poetisch und bieten Droste Zeit, zwischendrin genüsslich Zigarre zu rauchen. Das darf er hier machen. Es ist schließlich ein Heimspiel, wie er im Lied „Ostwestfalen" besingt: „Wir ha’m ’ne eigene Art zu reden / und manche nennen das dumm / doch es ist nun mal Ostwestfalen / wo ich wechkomm’.

Für ihre Auftritte gibt es kein festes Programm, es geht produktiv und spontan zu auf der Bühne. „Ein harmonisch-verrückter Zirkus" sei das, sagt Ralph Schüller....

aus: Neue Westfälische 2016/Linda Schnepel