Konzert: Phela

Liebeslieder - voller Authentizität und doch mit Widerhaken

„Nur nachts rieche ich noch Lavendel bei mir.“ Die Erinnerung an einen Lavendelgeist duftet beruhigend unter dem Kissen. Im Hintergrund spielt jemand auf einem verstimmten Klavier eine verhallte Melodielinie in Moll. Phela, 25, singt: „Ich wünsche dir eine Sprache aus Sand und mir ein Meer, das deine Worte wegspült.“ Phela schreibt: Liebeslieder, deren Echtheit
sich durch die in ihnen versteckten Widerhaken, ohne die keine Liebe denkbar ist, offenbart. „Ich rieche Rot, Blau, Violett und Gelb — mitten im Getreidefeld.“ Farben und Proust’sche Schlüssel aus Duft und Geschmack zur Kindheit durchwehen die elf Songs von Phelas Debütalbum „Seite 24“ — der Titel nimmt Bezug auf die Jahresringe der Bäume und auf die Seiten der Poesie: „Ich werfe rote Federn in die Luft, ein letztes Zeichen an die Zeit.“ Die
vielen, poetisch eingefärbten Naturbilder und eindringlich-verblichenen Polaroid-Farben in Phelas Liedern haben ihren Ursprung auf dem Fluxus-Bauernhof ihres Vaters, des Künstlers und Musikers Jeff Beer in Bayern.
Phela durchlief in ihren Jugendjahren anschließend eine vergleichsweise steile Karriere als klassische Geigerin, gewann Wettbewerbe, Preise und — brach von einem Tag auf den anderen alles ab, verschwand nach Paris.......
Irgendwann ging sie wieder nach Deutschland, griff sich die verstaubte Geige, begann sie wie eine Gitarre mit der Hand zu spielen, zog nach Hannover. Dort begann sie Musik zu studieren, fühlte sich aber bald von der dort gelehrten Verwertungslogik abgestoßen.
Eine Station später, in Berlin, lernt sie Cecil Remmler, Marek Pompetzki und Paul Neumann kennen, die gemeinsam das Numarek Studio in Kreuzberg betreiben. Ohne, dass Phela zu diesem Zeitpunkt je eigene Songs gesungen hätte, vertrauen ihr die drei trotzdem und nehmen mit ihr den Song „Lavendel“ auf.
Das Vertrauen, der Mut, die Poesie und die Farben, und all dies gepaart mit Phelas grundtiefer Skepsis gegenüber einer Musikindustrie, die deutschsprachigen Pop mehrheitlich als generisches Radiofutter betrachtet, sind die Zutaten für einen der herausragenden Versuche unserer Tage, der deutschen Sprache eine eigene Tonalität abzuringen. Phelas Debütalbum ist
die Gegenthese zu den Legionen von Musikern, die Musik wie einen Stock Market der Future Options betrachten.

Reinhören!

http://www.phela.de

Eintritt: VVK 10,-€/AK 12,-€

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